Montag, 16. November 2015

#16: Ein Plädoyer für Ambivalenzen oder: Es gibt keine falschen Entscheidungen!

Guten Morgen an alle,

all right, ich bin ehrlich. Ich habe keine Ahnung, welcher Umgang mit den Ereignissen in Paris am Wochenende der Passende ist. Es erscheint mir einerseits so richtig banal, in diesen Tagen über mehr Achtsamkeit und weniger Stress zu sprechen. Andererseits denke ich, ist es gerade in diesen Zeiten elementar über persönliches Wohlbefinden, Umgang mit Stress und Faktoren für ein zufriedenes, sinnerfülltes Leben zu sprechen, denn das betrifft das Zusammenleben von Menschen. Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass das Veröffentlichen der eigenen Sichtweise eines der stärksten Symbole von Freiheit ist. Also habe ich mich dafür entschieden, weiter zu schreiben und weiter zu veröffentlichen. Hello und Willkommen zu Post #16!

Genau dieser innere Dialog, das Hin und Her, ja die innere Zerrissenheit ist mit eines der häufigsten Stressoren unserer Zeit. Was soll ich jetzt machen? Wie soll ich mich entscheiden? Was ist das Beste, das aller Beste? Was mache ich, wenn es doch die "falsche" Entscheidung gewesen ist?

Ich habe mich gefragt, was steckt dahinter? Warum stressen uns ambivalente Gedanken so? Man könnte es ja auch als große Kompetenz und Bereicherung erleben, dass wir fähig sind, nicht nur einen Aspekt einer Entscheidung, sondern immer mehrere Seiten zu beleuchten und abzuwägen. Viele Menschen erleben es jedoch genau umgekehrt. Dieses Abwägen, Grübeln, Zweifeln strengt an, zermürbt, hält beschäftigt, stresst.
Mein Eindruck ist, dass nicht die Gedanken an sich stressen, auch nicht das Abwägen oder sorgfältige Nachdenken. Das finde ich (gerade in diesen Tagen) sehr wichtig, da es vor Einseitigkeiten schützt. Das was stresst, ist das Gefühl nicht weiterzukommen, sich im Kreis zu drehen, keinen Schritt in Richtung "Lösung" oder Entscheidung machen zu können, sondern im Gegenteil immer wieder zurück zu Aspekt Nummer eins geworfen zu werden und: weiter geht's mit den gedanklichen Schleifen. Immer und immer wieder.
Das was stresst ist das Gefühl, den Gedankenschleifen ausgeliefert zu sein und "sie" weder kontrollieren noch abstellen zu können. Nennen wir es das "No way out"-Gefühl. Urg, damit fällt aktiv und bewusst handeln tatsächlich schwer. Das führt zu der Frage: Wo geht's hier eigentlich raus?

Entscheidungen treffen sind eine ideale Möglichkeit, sich selbst wieder in den Fahrersitz zu setzen und einen Meter vorwärts zu fahren. Ich selbst habe einen Faible für's Entscheiden, denn Entscheidungen können (wieder) Klarheit verschaffen, etwas in Bewegung setzen und vielleicht Neues einleiten. Weil ich das Thema so interessant finde, gibt es auch dazu eine Blogreihe (ich habe nämlich zudem noch ein Faible für Blogreihen), nachzulesen hier.
Wer sich für etwas entscheidet, entscheidet sich auch immer gegen etwas. Das schafft einerseits Freiraum und andererseits Struktur. Aus meiner Sicht gibt es keine richtigen oder falschen Entscheidungen, es gibt lediglich passende und unpassende. Wir können davon ausgehen, dass wir alle versuchen, nach bestem Wissen und Gewissen zu entscheiden.

Dennoch oder gerade deshalb macht das Entscheidungen treffen vielen Menschen Angst. Eigentlich logisch, da sie immer etwas mit Ungewissheit zu tun haben. Wir können ja nicht wirklich wissen, was im Zusammenhang mit der Entscheidung auf uns zu kommen wird. Wir können nur spekulieren. Wer sich entscheidet, trägt also immer ein gewisses Risiko. Ergo: Entscheidungen sind Ungewissheits- und Spekulationsmanagement!

Und nun? Die Zukunft voraussehen können die meisten von uns nicht. Also bleibt nichts anderes übrig als den Blick wieder auf uns selbst zu richten. Ich hätte da eine Idee, die dabei unterstützen kann.
Beim nächsten Gedankenkarussell könntest du dich fragen:
Welche Gewissheit brauche ich eigentlich gerade von wem, um das Risiko einzugehen und mich entscheiden zu können?

Ach ja by the way: Wer sich nicht entscheidet, trägt auch ein gewisses Risiko - nur halt ein anderes.

Danke und habt eine gute Woche mit viel Entscheidungslust
Tatjana

#timeout #achtsamkeit #ambivalenz #mindfulness #entscheidungen #justenter #mankannnichtnichtentscheiden


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